![Urlaub am österreichischen Wolfgangsee. Helmut Kohl und seine Ehefrau Hannelore unternehmen am 8. August 1986 eine Ruderpartie. Bild: dpa]()
Niemand führte das Land und die CDU bisher länger als Helmut Kohl. Und er nutzte als Kanzler die einmalige Chance zur Wiedervereinigung. Doch es gab auch dunkle Seiten in seinem Leben.Berlin. Es ist so ein Bild, das sich einprägt. Deutschland feiert die Wiedervereinigung, Helmut Kohl steht zwischen seiner Frau Hannelore und dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Es ist der 3. Oktober 1990. Kohl streckt den Kopf zum Himmel, die Augen geschlossen, ein Lächeln auf den Lippen. Er wirkt selig. Es gibt viele Stationen in seinem Leben, in denen er Geschichte schrieb. Aber sein größter Erfolg war die Deutsche Einheit.Helmut Kohl, der Rekord-Kanzler, der Rekord-CDU-Chef - er war ein Mann, den die Menschen bejubelten oder beschimpften. Er hatte viele Titel. Einige waren spöttisch. Die "Walz aus der Pfalz" oder "Birne", was auf seine Körperform und -fülle anspielte. Oder "Bimbes-Kanzler" und "Herrscher über schwarze Kassen" wegen der CDU-Spendenaffäre, die die Partei und Republik erschütterte und Kohl vom Thron stürzte. Der Übervater der Partei, der sein Ehrenwort über das Recht stellte, gab in der Folge den Ehrenvorsitz seiner CDU ab. Die Namen jener Spender, von denen er Geld am Gesetz vorbei für die Partei angenommen hatte, nimmt er mit ins Grab. Die Spendenaffäre nimmt Kohl nicht seinen Platz in der Geschichte. Niemand war bisher so lange Bundeskanzler (1982 bis 1998) und CDU-Chef (25 Amtsjahre). 1991 war er im niederländischen Maastricht einer der Protagonisten der Gründung der Europäischen Union. Später kämpfte er unermüdlich für die Einführung des Euro. Glaube an die Einheit Und er war eben der "Kanzler der Einheit". Kohl hatte immer an die Wiedervereinigung geglaubt und die historische Chance dann gegen Widerstände im In- und Ausland ergriffen. Dafür führte er zähe Verhandlungen in Moskau mit Michail Gorbatschow, in Washington mit George Bush, in Paris mit Präsident François Mitterrand und in London...